Fanzine-Profil: Driftwood

Genre:

Musik, Subkultur, Regionales

Zuerst erschienen:

2003

Zuletzt erschienen:

2007

Anzahl erschienener Ausgaben:

7 oder 8

Das „Driftwood“ aus Chemnitz – Musik, Subkultur und Gedanken zur Zeit.

Beschreibung des Zines

Das „Driftwood“ ist in meiner Sammlung das einzige Fanzine, das in einer Stadt in den östlichen Bundesländern gegründet und herausgegeben wurde. Das ist nun beileibe nicht das einzig Interessante oder gar Entscheidende, was sich über dieses Heft sagen lässt. Es fiel mir nur ins Auge und wirft die Frage auf, ob mein Archiv in dieser Hinsicht repräsentativ ist, ob es also in den fünf Ländern östlich der Elbe deutlich weniger Fanzines oder – allgemeiner formuliert – selbstverlegte Kleinstpublikationen gab als auf dem Gebiet der früheren Bonner Bundesrepublik.

Plausibel wäre es ja, wenn man bedenkt, dass vor 1989 Eigeninitiative in diesem Sinne nicht gerade erwünscht und je nach Inhalt sogar gefährlich war. Und nach der Wiedervereinigung hatten die Leute erst einmal mit ganz grundlegenden Problemen fertigzuwerden, ganz abgesehen davon, dass überdies viele junge Menschen in Richtung Westen abwanderten.

Aber das wäre eine Fragestellung für eine eigene Studie. Hier soll es um das „Driftwood“ aus Chemnitz gehen, ein Fanzine, das sich vor allem mit Musik befasste und so auch aus Hamburg oder Köln hätte sein können.

Der regionale Bezug ist dabei durchaus vorhanden und das sogar sehr ausgeprägt, aber er äußert sich eben nicht in irgendeiner Form von „Ostdeutschhaftigkeit“, Ostalgie oder Provinzialität, sondern kommt – ganz ähnlich wie etwa beim „Kosmischen Penis“ aus Schweinfurt – frisch und ohne Attitüde daher.

Er äußert sich in Konzertberichten und Veranstaltungshinweisen für Chemnitz und die erweiterte Umgebung ebenso wie in oft kritischen Auseinandersetzungen mit lokalen Themen. So ist etwa ein in Form einer kurzen Erzählung gefasster Ruf nach der Verwirklichung des lange geplanten und verschobenen Chemnitztal-Radwegs zu lesen (ein erfolgreicher Appell übrigens) oder Gedanken über die Neueröffnung eines Clubs, bei der sich auch Gestalten einstellten, mit denen man nicht gerechnet hatte, aber mit deren Existenz irgendwie umzugehen ist. Regionalen Bezug hat natürlich auch der kurze Aufsatz über die Chemnitzer Kunstlandschaft von 1900 bis heute (der Name Edvard Munch fällt) oder der Artikel über das Label „Raster-Noton / International“ – oder auch der Aufruf, eine Initiative für ein Lokalradio zu unterstützen, das mehr als nur Hintergrundrauschen sein soll.

Und selbstverständlich wartet das „Driftwood“ auch mit dem auf, was man von einem Fanzine dieser Ausrichtung ganz einfach erwartet: mit vielen ausführlichen Interviews (unter anderem mit Kettcar, Maria Taylor, Jürgen Vogel und Sven Regener), mit Rezensionen und mit allerlei Einsprengseln wie Fotos, Cartoons und Fundstücken.

Das Ganze in sozusagen gezähmter (weil großteils am Rechner erstellter) Cut&Paste-Optik. Format A5. Vorwort, Nachwort. – Was fehlt? – Nüschte.

  • Foto: Vier Ausgaben aus den Jahren 2005 und 2006
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  • Foto: Experimente mit Mustertapete als Umschlag und mit Farbkopien als „Centerfold“.
  • Foto: Der Blick ins Innere des „Driftwood“ beginnt mit einem unverzichtbaren Bestandteil: dem Rezensionsteil
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  • Foto: Auch jenseits des Hefts war die Driftwood-Crew aktiv!
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  • Foto: Auch ein schöner Rücken kann entzücken.
  • Foto: Eine wirklich gute und sympathische Idee der Macher des „Driftwood“: die Aufforderung, das Heft bei Nichtgefallen anderen zugänglich zu machen. (Klingt heute – angesichts der scheinbaren Dauerverfügbarkeit und Redundanz virtueller Inhalte – wie aus einer anderen Welt.)
  • Foto: Flyer und verspielte, rätselhafte Beigaben.
  • Foto: Details: ein Umschlag aus Tapete, das Logo, ein Kartonstreifen mit Blindenschrift.